Beschreibung
Rebecca F. Kuang – An BABEL wird sich aktuelle und künftige Belletristik messen lassen müssen. Zieht euch warm an, wo literarisches Schreiben gelehrt wird. Vier Tage und vier Nächte ununterbrochener Lektüre haben mir nach fast sieben Jahrzehnten Leseleben den Blick auf eine neue Leselandschaft geöffnet. Ich ‚ist‘ ein anderer geworden. Rebecca F. Kuang, Jahrgang 1996 (!), Schriftstellerin chinesischer Herkunft, Linguistin, Soziologin, Semiotikerin, Historikerin und begnadete Erzählerin. Was »Anfänge« von Graeber/Wengrow fürs Sachbuch, ist »Babel« für die Belletristik: Mindblowing. Die Geschichte spielt im 19. Jahrhundert. In Oxford, in Kanton, auf der ganzen Welt. Das eine grosse Thema: Die Magie und Macht der Sprache, des Übersetzens vs. die nie endende Gier des Menschen und deren Sprache der Macht. Das Wissen, das Rebecca F. Kuang in die 730 Seiten gepackt hat, lässt alles Wikipediawissen weit hinter sich.
Vier junge Menschen, drei mit kolonialem Hintergrund (China, Indien, Haiti), bilden die Kernkonstellation des Romans, aus der heraus sich mäandernd und trotzdem absolut schlüssig erzählt alle Metaebenen erschliessen. (Mehr auf www.sec52.ch) Aus deren Lebensweg heraus liest sich eine Geschichte der Menschheit, eine Geschichte der Literatur, der Sprache, des Kolonialismus, der Sklaverei, der Habgier.
Bevor ich mich hier im Beschreiben verliere, kommt doch vorbei, ich werde stundenlang erzählen können.
Was ist das nun für ein Roman? Historischer Roman? Steampunk? Belletristische Linguistik? Politischer Roman? Vergesst Schubladen.
Der Echoraum: David Mitchells »Die Tausend Herbste des Jacob de Zoet«, Umberto Ecos »Der Name der Rose«, Susanna Clarkes »Jonathan Strange & Mr Norrell«, Jan Graf Potockis »Die Handschriften von Saragossa«, Nnedi Okorafors »Wer fürchtet den Tod«.
Noch etwas: Der Roman ist – inhaltlich – eine einzige Liebeserklärung an die Kunst der Übersetzung; ich schliesse mit einer Liebeserklärung an die Kunst von Alexandra Jordan und Heide Franck, die dieses »Masterpiece« brillant ins Deutsche übertragen haben.