Beschreibung
» … und wir fahren noch immer nach Osten. Zu dem einen grossen Ding, von dem ich weiss, dass es mich nicht bei lebendigem Leib verschlingen wird.« Auf Seite 860 angelangt, schliesse ich ein Buch, von dem ich mir wünschte, es hätte mich verschlungen und nicht mehr ausgespuckt. »Demon Copperhead« ist eine jener grossen Geschichten, wie sie nur amerikanische Autorinnen oder Autoren zu schreiben vermögen, wie etwa Hanya Yanagihara mit »Ein wenig Leben«, Annie Proulx mit »Schiffsmeldungen«, J. D. Salinger mit »Der Fänger im Roggen«, John Kennedy Toole mit »Die Verschwörung der Idioten«, Jonathan Lethem mit »Chronic City« oder Nelson Algren mit »A Walk on the Wild Side«. Und Demon Copperhead, mit dem wir (s)eine Jugend verbringen, von 10 bis 18, ist jener Romanheld, den jeder Leser, jede Leserin nur für sich allein entdecken kann. Capisce? Wer ein Leben lang die Arschkarte zieht und beim Sturz durch alle Höllen einen schlichten Satz wie »Ein guter Mensch gibt die Menschen, die er liebt, nicht auf.« zu fühlen vermag … wow! Was soll ich hier eine Geschichte zusammenfassen, die ihr problemlos googeln könnt, lasst mich lieber von Barbara Kingsolver reden, Jahrgang 1955, die dieses dämonisch-göttliche Buch geschrieben hat. Auf einer Farm in Virginia lebe sie heute, geboren in Kentucky. Viele Bücher habe ich in meinem Leben, das schon fast solange dauert, wie das der Autorin, gelesen, immer denke ich, das wars. Und dann steige ich wieder in 800 Seiten und denke, diesmal der Übersetzungskunst eines Dirk van Gunsteren geschuldet, Monster, zeige dich, in all deiner Schönheit. Wenn irgendetwas diese Welt zu retten vermag, dann sind es die Erzählerinnen und Erzähler von Romanen wie »Demon Copperhead«.