Beschreibung
Immer wieder sind es wundersame und wunderbare Entdeckungen in der Reihe »Weltlese«, herausgegeben von Ilija Trojanow. Melancholisch-vergnügt lese ich gerade die fabelhaften Erzählungen in »Der Jude, der am Sabbat nicht betet«.
Isak Samokovlija, geboren 1889 in Goražde, entstammte einer aus Bulgarien zugewanderten sephardischen Familie. Die Erzählungen schlagen einen Bogen vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1950er Jahre: Jahrhundertelang Teil des Osmanischen Reiches, gehörte Bosnien nun zur Föderativen Volksrepublik Jugoslawien. Samokovlija wirft Schlaglichter auf die wechselvollen Machtverhältnisse, denen
eines gemeinsam ist: die Ausgrenzung und Verfolgung der Juden. Der arme Händler Juso, der schwermütige Schuster und die leidenschaftliche Zigeunerin Hanka erscheinen vor dem Leser plastisch wie auf einer Bühne. Mit all ihren Sehnsüchten und kleinen Freuden, die dem mühseligen Alltag abgetrotzt sind. Menschen, die ihre Würde bewahren, sich den beengten Verhältnissen widersetzen, die eines fordern: das »Recht auf Freude im Leben«.